Künstliche Intelligenz

Mobile Videoüberwachung kritischer Infrastrukturen: KI-Algorithmen, Metriken und Fehlalarm-Minimierung

1. Juli 2025 | Lesezeit: 13 Minuten

Die mobile Videoüberwachung kritischer Infrastrukturen gewinnt angesichts wachsender Bedrohungen wie Sabotage, Diebstahl oder unbefugtem Zutritt zunehmend an Bedeutung. Kritische Infrastrukturen – von Energieversorgern bis hin zu Verkehrsanlagen –  sind eine wichtige Säule der aktuellen Gesellschaft und erfordern daher ein Höchstmaß an Sicherheit. Gleichzeitig werden die Anforderungen bzgl. Sicherheit durch das KRITIS-Dachgesetz zunehmend steigen. Künstliche Intelligenz und mobile Videoüberwachungssysteme sind daher moderne Antworten auf das besondere Schutzbedürfnis von kritischen Infrastrukturen.

Einleitung und Bedeutung mobiler Videoüberwachung

Kritische Infrastrukturen wie Energie-, Wasser- oder Verkehrsnetze sind essentiell für gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilität. Schon kleinste Störungen können weitreichende Folgen haben. Doch auch KRITIS-Betreiber stehen durch Fachkräftemangel und komplexe Risikozonen zunehmend vor neuen Herausforderungen. 

Mobile Videoüberwachung bietet hier einen klaren Vorteil gegenüber stationären Systemen: Sie ist schnell einsetzbar, flexibel anpassbar und ideal für temporäre oder wechselnde Einsatzorte. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz werden dabei nicht nur Mitarbeiter entlastet und Fehlalarme reduziert – es lassen sich auch Sicherheitsrisiken frühzeitig erkennen und Bedrohungen wie unbefugtes Eindringen, Sabotageversuche oder ungewöhnliche Verhaltensmuster in Echtzeit automatisch erkennen, analysieren und melden. Die extrem schnelle Auswertung von Daten zu beispielsweise Verhaltensanalyse oder Gesichtserkennung ist daher der zentrale Vorteil bei der Nutzung von KI in Gebäudeüberwachungen oder bei der Sicherung von Außenflächen. Dabei ist es wichtig, einen zuverlässigen Partner in der mobilen Videoüberwachung an seiner Seite zu wissen, der die zentralen KRITIS-Anforderungen im Blick hat und auf neueste Entwicklungen zu reagieren weiß.

Technische Grundlagen der KI-basierten Videoanalyse

KI hat die mobile Videoüberwachung grundlegend verändert – insbesondere durch die Fähigkeit, visuelle Daten automatisiert auszuwerten. Zu den zentralen technischen Grundlagen zählen Verfahren wie Computer Vision, neuronale Netze und Deep Learning, die Möglichkeit zur Objekterkennung und Klassifikation, der Einsatz von Tracking-Algorithmen sowie die Vor- und Nachteile der Datenverarbeitung via Edge Computing oder Cloud-Systeme.

Computer Vision und Deep Learning für Videostreams

In mobilen Videoüberwachungssystemen wie dem von LivEye ermöglichen KI-gestützte Technologien wie Computer Vision und Deep Learning die automatische Analyse von Videostreams in Echtzeit. Dabei erkennen KI-Modelle mithilfe neuronaler Netze spezifische Objekte, Bewegungsmuster oder ungewöhnliches Verhalten, ohne dass eine manuelle Auswertung notwendig ist. Dies verbessert nicht nur die Reaktionszeit bei sicherheitsrelevanten Ereignissen, sondern erhöht auch die Effizienz bei der Überwachung weitläufiger oder temporärer Einsatzorte. Besonders im mobilen Einsatz ist diese KI-basierte Auswertung entscheidend, da sie trotz wechselnder Umgebungen zuverlässig arbeitet und damit Fehlalarme aktiv minimieren kann. 

Objekterkennung, Klassifikation und Tracking-Algorithmen

Immer wieder werden KRITIS das Ziel von unerwünschten Angriffen und Sabotagen. Wichtige Themen im Bereich Einsatz von KI-Algorithmen zur Bedrohungserkennung spielen daher die Möglichkeit zur Objekterkennung und Klassifikation sowie der Einsatz von Tracking-Algorithmen in mobilen Videoüberwachungssystemen. Mit Hilfe von KI-gestützter Objekterkennung können relevante Objekte im Videobild identifiziert werden, etwa Personen, Fahrzeuge oder verdächtige Gegenstände. Eine genaue Klassifikation bewertet, worum es sich bei diesen Objekten handelt (z. B. „Mensch mit Helm“ oder. „Mensch mit Waffe“). Dafür nutzen die Systeme Deep Learning-Modelle. Als dritten Baustein verfolgen Tracking-Algorithmen die erkannten Objekte über mehrere Videobilder hinweg, was vor allem zur Analyse von Bewegungsverläufen oder Verhaltensmustern wichtig ist. 

Durch diese Kombination lassen sich Bedrohungen automatisiert erkennen und die Fehlalarmquote erheblich senken. Das macht KI-Systeme verlässlicher und einsatzreif für sicherheitskritische Umgebungen.

Edge Computing vs. Cloud basierte Verarbeitung bei mobilen Systemen

Ein zentraler Bestandteil der effektiven mobilen Videoüberwachung ist auch die Verarbeitung der erfassten Daten. Hier bieten sich bei mobilen Systemen prinzipiell zwei Verfahren an: Edge Computing oder die Cloud-basierte Verarbeitung. 

Edge Computing verarbeitet Daten direkt am Einsatzort, z. B. in der Kamera oder in einem lokalen Gerät. Der große Vorteil: geringe Latenzzeiten, schnelle Reaktion auf Bedrohungen und Unabhängigkeit von der Internetverbindung. Nachteilig ist die begrenzte Rechenleistung und Speicherfähigkeit vor Ort.

Cloud-basierte Verarbeitung bietet deutlich mehr Rechenleistung und Speicher für komplexe Analysen oder langfristige Datenspeicherung. Allerdings entstehen höhere Latenzen, eine Abhängigkeit von stabilen Netzwerken und potenzielle Datenschutzrisiken durch die Übertragung sensibler Daten.

Wenn Edge Computing und KI in mobilen Überwachungssystemen kombiniert werden, spricht man von Edge AI. Hierbei analysiert die Kamera nicht nur Bilder, sondern verarbeitet sie direkt vor Ort mithilfe integrierter KI-Prozessoren – ohne sie erst an eine zentrale Cloud senden zu müssen. Die KI erkennt dabei in Echtzeit Objekte, klassifiziert sie (z. B. Fahrzeug, Mensch, Tier) und kann sofort definierte Aktionen auslösen, etwa einen Alarm oder eine Videoaufzeichnung. Der Vorteil liegt in der schnellen Reaktionsfähigkeit, geringeren Netzwerklast, höherem Datenschutz und deutlich reduzierter Fehlalarmquote. Dadurch wird die Überwachung effizienter, intelligenter und zuverlässiger, besonders in kritischen Infrastrukturen, wo jede Sekunde zählt. Für KRITIS-Betreiber empfiehlt sich daher der Einsatz von Edge AI. Cloud-Verarbeitung kann, beispielsweise für langfristige Analyse oder übergreifende Datenvernetzung, ergänzend sinnvoll sein, sollte aber nicht die alleinige Grundlage bei sicherheitskritischen Anwendungen sein.

KI-Algorithmen für mobile Videoüberwachung

In der mobilen Videoüberwachung können verschiedene KI-Algorithmen einen signifikanten Mehrwert für Energieversorger, Sicherheitsexperten und sonstige Betreiber kritischer Anlagen bieten. Wenn Mitarbeiter vor Ort und KI-gestützte Maßnahmen ergänzend arbeiten, können somit Mitarbeiter entlastet, der Fachkräftemangel ausgeglichen und fehlerhafte Meldungen minimiert werden. Dabei ist klar: Die abschließende Bewertung eines Fehlalarms obliegt den Mitarbeitern. KI-Modelle können diese aber effizient dabei unterstützen. 

Bewegungserkennungs- und Verhaltensanalysealgorithmen

KI-gestützte Bewegungserkennung geht über die Analyse einfacher Pixeländerungen hinaus und analysiert Bewegungsmuster im Kontext – etwa Laufgeschwindigkeit, Bewegungsrichtung oder Verweildauer. So lassen sich ungewöhnliches Verhalten oder potenzielle Bedrohungen frühzeitig erkennen, etwa wenn sich eine Person entgegen der Fluchtrichtung bewegt oder zu lange an einem sensiblen Ort verweilt. Durch maschinelles Lernen werden die Algorithmen kontinuierlich verbessert, um Fehlalarme zu reduzieren.

Perimeter-Intrusion-Detection und Zonenschutz

Bei der KI-basierten Perimeterüberwachung werden virtuelle Grenzen definiert, die bei Übertreten automatisch Alarme auslösen. Die Systeme erkennen, ob sich Menschen oder Fahrzeuge einem geschützten Bereich nähern oder diesen unerlaubt betreten. Durch intelligente Filter werden Fehlalarme – etwa durch Tiere, Regen oder Schattenwurf – minimiert.

Personenerkennung und -verfolgung in kritischen Bereichen

KI-Algorithmen identifizieren Personen anhand visueller Merkmale und ermöglichen ein durchgehendes Tracking über mehrere Kameras hinweg. Dadurch lassen sich unbefugte Zutritte in sicherheitsrelevante Zonen erkennen und dokumentieren – auch bei starkem Personenverkehr. Dies ist besonders relevant in Energieanlagen, Rechenzentren oder militärischen Arealen.

Fahrzeug- und Objektklassifikation für Zugangskontrollen

Durch Deep-Learning-Modelle können Fahrzeuge präzise erkannt und klassifiziert werden – inklusive Typ, Farbe, Größe und sogar Kennzeichen. Damit lassen sich Schrankenanlagen, Zufahrtskontrollen oder Parkbereiche automatisieren, ohne dass Personal eingreifen muss. Auch potenziell gefährliche Objekte wie herrenlose Gepäckstücke können erkannt und gemeldet werden.

Metriken und Leistungsbewertung

Die Qualität und Zuverlässigkeit von KI-basierten Videoüberwachungssystemen hängt entscheidend von ihrer Leistungsbewertung ab. Gerade im mobilen Einsatz, etwa in kritischen Infrastrukturen, temporären Gefahrenlagen oder schwer zugänglichen Arealen, müssen die Algorithmen nicht nur präzise, sondern auch schnell und robust auf sicherheitsrelevante Ereignisse reagieren. Um die Wirksamkeit solcher Systeme objektiv beurteilen zu können, kommen spezifische Metriken aus der KI- und Signalverarbeitung zum Einsatz. Dazu zählen Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit, die bewerten, wie zuverlässig KI Bedrohungen erkennen kann. Außerdem sind Reaktionszeiten und Latenz-Anforderungen wichtige Parameter. Falsch-Positiv bzw. Falsch-Negativ-Raten geben Aufschluss über die tatsächliche Anzahl von Bedrohungserkennungen, die die KI leistet. ROC-Kurven bewerten wiederum das Verhältnis von Precision und Recall geben.

Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit bei der Bedrohungserkennung

Die Sensitivität (True Positive Rate) misst, wie zuverlässig die KI echte Bedrohungen erkennt, während Spezifität (True Negative Rate) angibt, wie gut sie harmlose Situationen korrekt ignoriert. Eine hohe Genauigkeit bedeutet, dass die Gesamtzahl korrekt klassifizierter Ereignisse im Verhältnis zur Gesamtzahl der Fälle möglichst hoch ist. Diese drei Werte sind besonders wichtig für mobile Systeme, bei denen Fehleinschätzungen vor Ort direkte Konsequenzen haben können, etwa unnötige Einsätze oder das Übersehen tatsächlicher Vorfälle.

Reaktionszeiten und Latenz-Anforderungen

In mobilen Videoüberwachungssystemen ist die Reaktionszeit entscheidend. Unter Reaktionszeit versteht man die Zeitspanne zwischen dem Auftreten eines sicherheitsrelevanten Ereignisses und der Reaktion der KI (z. B. ein Alarm oder die Bildspeicherung). Dank Edge Computing können Analysealgorithmen direkt in der Kamera oder im mobilen Gateway ausgeführt werden, wodurch die Latenz erheblich sinkt. Das ist besonders wichtig in sicherheitskritischen Szenarien, bei denen jede Sekunde zählt, etwa bei Einbruchsversuchen oder dem unbefugten Betreten von beispielsweise Solarparks. 

Falsch-Positiv- und Falsch-Negativ-Raten

Falsch-Positive (False Positives) entstehen, wenn die KI eine Bedrohung erkennt, obwohl keine vorliegt: Dies kann beispielsweise durch Tiere, Lichtreflexe oder Bewegung von Bäumen eintreten. Falsch-Negative (False Negatives) hingegen sind besonders kritisch: Sie treten auf, wenn echte Bedrohungen nicht erkannt werden. In mobilen Überwachungssystemen ist es essentiell, ein ausgewogenes Verhältnis zu erreichen. Ein zu sensibler Algorithmus kann zu ständigen Fehlalarmen führen, während ein zu restriktiver Algorithmus echte Vorfälle übersehen könnte.

ROC-Kurven und Precision-Recall-Metriken für Videoanalyse

ROC-Kurven (Receiver Operating Characteristic) zeigen das Verhältnis von True Positives zu False Positives bei unterschiedlichen Schwellenwerten der Klassifikation. Sie helfen dabei, das optimale Gleichgewicht zwischen Sensitivität und Spezifität zu finden. In Fällen mit stark unausgeglichenen Daten – etwa wenn Bedrohungen sehr selten auftreten – ist die Precision-Recall-Metrik besonders aussagekräftig: Sie zeigt, wie viele der als Bedrohung erkannten Ereignisse tatsächlich korrekt waren (Precision) und wie viele echte Bedrohungen das System erkannt hat (Recall). Diese Analyseinstrumente sind unerlässlich für das Finetuning von KI-Modellen in mobilen Einsatzszenarien.

Fehlalarm-Minimierung: Strategien und Techniken

Für Resilienzmanager steht beim effizienten Einsatz von mobiler Videoüberwachung vor allem eines im Vordergrund: die höchstmögliche Minimierung von Fehlalarmen. Diese verursachen nicht nur unnötige Einsätze und Betriebskosten, sondern können im Ernstfall auch zur Abstumpfung des Sicherheitspersonals führen. Um die Qualität der Detektion zu erhöhen und gleichzeitig die Fehlalarmquote deutlich zu senken, kommen Strategien wie adaptive Schwellenwerte, Multi-Sensor-Fusion, kontextuelle Filterung sowie maschinelles Lernen zur Erkennung typischer Fehlalarm-Muster gezielt zum Einsatz.

Adaptive Schwellenwerte und dynamische Kalibrierung

Moderne KI-Systeme arbeiten mit adaptiven Schwellenwerten, die sich je nach Situation automatisch anpassen,  z. B. bei wechselndem Licht, unterschiedlichen Aktivitätsniveaus oder variierenden Kameraeinstellungen. Die dynamische Kalibrierung dieser Schwellenwerte ermöglicht es mobilen Überwachungssystemen, flexibler auf Veränderungen in der Umgebung zu reagieren, etwa wenn sich Wetter oder Lichtverhältnisse ändern. Das führt zu einer deutlich genaueren Ereignisklassifikation und reduziert Fehlalarme, ohne die Detektionsleistung zu beeinträchtigen.

Multi-Sensor-Fusion zur Validierung von Alarmen

Durch die Fusion mehrerer Sensordaten, beispielsweise Video-, Wärmebild-, Bewegungs- oder Radarsensoren, können Alarme nicht nur aus einer, sondern aus mehreren unabhängigen Quellen validiert werden. Das erhöht die Zuverlässigkeit der Bedrohungserkennung deutlich: Wird z. B. eine Bewegung im Videobild erkannt, kann ein gleichzeitiges Wärme- oder Radarsignal die Relevanz bestätigen und somit einen echten Vorfall verifizieren. Besonders bei mobilen Systemen auf großflächigen Arealen wie Solarparks ist diese Methode besonders effektiv.

Kontextuelle Filterung: Wetter, Tageszeit und Umgebungsfaktoren

Eine der häufigsten Ursachen für Fehlalarme sind kontextabhängige Störeinflüsse wie Wind, Regen, Schatten oder reflektierendes Licht. KI-gestützte Systeme nutzen deshalb kontextuelle Filter, die aktuelle Umgebungsbedingungen mit in die Bewertung einbeziehen. Dazu zählen beispielsweise der Abgleich mit Wetterdaten, Tageszeit oder Temperaturverläufen. So wird z. B. ein sich bewegender Ast bei Sturm anders bewertet als dieselbe Bewegung bei Windstille. Diese kontextbasierte Anpassung steigert die Präzision erheblich.

Machine Learning für Fehlalarm-Pattern-Erkennung

Durch den Einsatz von Machine-Learning-Modellen können typische Fehlalarm-Muster aus vergangenen Daten erkannt und zukünftig automatisch ausgefiltert werden. Das System „lernt“ dabei, welche wiederkehrenden Bildmuster, Bewegungsabläufe oder Umgebungsparameter mit Fehlalarmen korrelieren, so beispielsweise das Flackern von Lichtquellen, kleine Tiere oder regelmäßig auftretende Reflexionen. Diese kontinuierliche Optimierung durch Erfahrungswerte macht die mobile Videoüberwachung mit jeder Einsatzstunde intelligenter und zuverlässiger.

Herausforderungen mobiler Systeme

Mobile Videoüberwachungssysteme bieten ein hohes Maß an Flexibilität und sind essenziell für den temporären oder dezentralen Schutz kritischer Infrastrukturen. Gleichzeitig stellen sie Betreiber vor spezifische technische, rechtliche und logistische Herausforderungen, die bei der Planung und Umsetzung berücksichtigt werden müssen. Die folgenden Abschnitte beleuchten die vier zentralen Problemfelder in der Praxis.

Energieeffizienz und Batterielebensdauer

Mobile Überwachungssysteme sind häufig auf autarke Energieversorgung angewiesen, z. B. durch Akkus, Solarmodule oder Brennstoffzellen. Gerade in abgelegenen oder nicht erschlossenen Bereichen ist die Batterielebensdauer ein kritischer Faktor. Energieeffiziente KI-Prozessoren, automatische Schlafmodi und energieoptimierte Bildverarbeitung sind daher entscheidend, um längere Einsatzzeiten ohne Wartung zu ermöglichen.

Netzwerkverbindung und Datenübertragung in abgelegenen Gebieten

In ländlichen Regionen, auf Baustellen oder bei Solarparks ist oft keine stabile Internetverbindung vorhanden. Mobile Systeme müssen daher mit LTE/5G-Modulen, Mesh-Netzen oder Satellitenverbindungen arbeiten, um Bilddaten zuverlässig zu übertragen. Zudem wird häufig Edge Computing eingesetzt, um kritische KI-Analysen lokal auszuführen und so die Abhängigkeit von Bandbreite und Netzstabilität zu minimieren.

Robustheit gegen Witterungseinflüsse und Vandalismus

Mobile Kamerasysteme sind im Außenbereich permanent Witterung, Staub, Temperaturwechseln und mechanischer Belastung ausgesetzt. Deshalb müssen sie IP-zertifiziert, schockresistent und wetterfest konstruiert sein – inklusive vandalismussicherem Gehäuse. Besonders in frei zugänglichen Bereichen wie Solarparks oder Veranstaltungen ist der Schutz vor gezielter Sabotage oder Beschädigung unverzichtbar.

Datenschutz und DSGVO-Compliance bei mobiler Überwachung

Die mobile Videoüberwachung unterliegt denselben datenschutzrechtlichen Anforderungen wie stationäre Systeme – insbesondere der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Dazu zählen transparente Zweckbindung, Datensparsamkeit, sichere Speicherung und im Fall personenbezogener Erkennung, klare Verantwortlichkeiten. Betreiber müssen sicherstellen, dass auch mobile Anlagen rechtskonform aufzeichnen, speichern und löschen, idealerweise mit dokumentierten Verfahrensverzeichnissen.

Integration und Implementierung

Die effektive Integration mobiler Videoüberwachungslösungen in bestehende Sicherheitsstrukturen ist entscheidend für ihren zuverlässigen und praxisnahen Einsatz – insbesondere in kritischen Infrastrukturen, Bauprojekten, Versorgungsnetzen oder großflächigen Anlagen wie Solar- und Windparks. Damit mobile Systeme nahtlos in Sicherheitsprozesse eingebunden werden können, sind die Anbindung an bestehende Sicherheitszentralen (SOC), der Einsatz von Mobile Command Centers, die automatisierte Incident-Response und die skalierbare Verwaltung mobiler Einheiten von Bedeutung. 

Anbindung an bestehende Sicherheitszentralen (SOC)

Die Integration mobiler Einheiten in ein vorhandenes Security Operations Center (SOC) ermöglicht eine zentrale Auswertung und Steuerung aller sicherheitsrelevanten Ereignisse. Über standardisierte Protokolle (z. B. ONVIF, RTSP oder MQTT) lassen sich Kameras, Sensoren und Analysekomponenten direkt in bestehende Leitstellensoftware einbinden. So können Sicherheitsverantwortliche auch mobile Systeme in ihre 24/7-Überwachung einbinden und mit stationären Anlagen koordinieren.

Mobile Command Centers und Remote-Monitoring

Für temporäre oder dezentrale Einsätze kommen oft Mobile Command Centers oder Remote-Monitoring-Lösungen zum Einsatz. Diese Einheiten, oft container- oder fahrzeugbasiert, dienen als temporäre Einsatzzentrale, in der Video-Feeds empfangen, analysiert und weitergeleitet werden können. Bei entlegenen Standorten erfolgt das Monitoring häufig über cloudbasierte Plattformen oder verschlüsselte Mobilfunkverbindungen, was eine ortsunabhängige Kontrolle ermöglicht.

Automatisierte Incident-Response und Alarmweiterleitung

KI-gestützte mobile Systeme ermöglichen die automatisierte Reaktion auf erkannte Bedrohungen. Sobald ein Vorfall (z. B. unbefugtes Betreten, Fahrzeugbewegung, Sabotage) erkannt wird, kann das System selbstständig vorab definierte Maßnahmen einleiten: etwa die Alarmierung des Sicherheitspersonals, das Aktivieren von Lautsprecherdurchsagen, das Starten einer Videoaufzeichnung oder das Weiterleiten von Ereignisdaten an das SOC. Diese automatisierte Incident-Response spart Zeit und verhindert Verzögerungen in der Eskalation.

Skalierung und Flottenmanagement mobiler Einheiten

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die skalierbare Verwaltung mobiler Einheiten, insbesondere bei flächendeckendem Einsatz. Über zentrale Management-Plattformen lassen sich Firmware-Updates, Kameraeinstellungen, Netzwerkanbindungen oder Alarmrichtlinien für Dutzende bis hunderte Geräte gleichzeitig verwalten. Diese Form des Flottenmanagements ermöglicht es Betreibern, Systeme effizient zu konfigurieren, zu warten und bei Bedarf flexibel an neue Einsatzorte zu verschieben.

Praxisanwendungen und Fallstudien: Energieinfrastruktur

Der Schutz der Energieinfrastruktur zählt zu den wichtigsten Anwendungsfeldern mobiler Videoüberwachung. Für Energieversorger bieten mobile, KI-gestützte Systeme hier eine flexible, schnell einsetzbare und kosteneffiziente Lösung zum Schutz von Anlagen entlang der gesamten Energieversorgungskette.

Energieinfrastruktur: Solarparks, Umspannwerke und Pipelines, Erzeugungsanlagen, dezentrale Stromproduzenten, Speicher, Aggregatoren, Übertragungs- und Verteilnetze sowie Stromhändler und Messstellen

In Solarparks kommen mobile Kameratürme und KI-basierte Systeme zur Erkennung von Einbruchsversuchen, Vandalismus und Moduldiebstahl zum Einsatz. Diese Systeme arbeiten häufig energieautark (z. B. über PV und Batterie) und können temporär dort platziert werden, wo die Gefährdungslage am höchsten ist. In Umspannwerken und Pipelines hilft die visuelle Überwachung in Kombination mit Wärmebildkameras und Perimeterschutzsystemen, unbefugtes Betreten oder Sabotage zu erkennen – auch in abgelegenen Regionen ohne feste Netzwerkinfrastruktur.

Erzeugungsanlagen wie Wind- oder Biomassekraftwerke sowie dezentrale Stromproduzenten (z. B. BHKW) profitieren von mobiler Videoüberwachung während Wartungsarbeiten, Baustellenphasen oder in Zeiten erhöhter Gefährdungslage. Auch in Speichern (z. B. Batteriespeicher oder Wasserstofftanks) wird mobile Überwachung zunehmend eingesetzt, um Brandgefahren oder technische Störungen frühzeitig zu detektieren. Aggregatoren, Netzbetreiber, Stromhändler und Messstellenbetreiber nutzen mobile Systeme für temporäre Sicherheit bei Umbauten, temporären Energieeinspeisungen oder bei Veranstaltungen mit kritischer Netzbelastung.

Die Kombination aus KI-gestützter Objekterkennung und Echtzeitanalyse sorgt dafür, dass sicherheitsrelevante Vorfälle frühzeitig erkannt und direkt an zentrale Leitstellen oder mobile Einsatzkräfte gemeldet werden können – auch ohne permanente stationäre Infrastruktur.

Mobile KI-Videoüberwachung in kritischen Infrastrukturen: Fazit und Zukunftsausblick

Die mobile Videoüberwachung hat sich im Kontext kritischer Infrastrukturen als unverzichtbare Sicherheitsmaßnahme etabliert – insbesondere durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz bzw. KI-Algorithmen, die Bewertung dessen durch spezifiziertesperzifizierte Metriken und die daraus resultierende Fehlalarm-Minimierung. Die Fähigkeit, Bedrohungen in Echtzeit zu erkennen, zu klassifizieren und gezielt darauf zu reagieren, macht KI-basierte Systeme zu einem zentralen Bestandteil moderner Sicherheitsarchitekturen. Mobile Systeme bieten dabei den Vorteil hoher Flexibilität, autarker Einsatzfähigkeit und Skalierbarkeit, insbesondere für temporäre Gefahrenlagen oder schwer zugängliche Areale wie Solarparks, Baustellen oder Umspannwerke. Die Kombination aus Objekterkennung, Verhaltensanalyse, Perimeterschutz und adaptiver Fehlalarmreduktion steigert nicht nur die Sicherheit, sondern entlastet gleichzeitig Personalressourcen und reduziert Kosten durch automatisierte Prozesse.

Für die Zukunft ist zu erwarten, dass sich die Integration mobiler Systeme weiter professionalisiert. Dies wird beispielsweise durch die stärkere Einbindung in zentrale Sicherheitsleitstellen, automatisierte Incident-Response-Prozesse und flächendeckendes Flottenmanagement vorangetrieben. Gleichzeitig werden Machine-Learning-Modelle durch kontinuierliches Training immer präziser, was die Fehlalarmquote weiter senken und die Einsatzfähigkeit in dynamischen Umgebungen verbessern wird. Für KRITIS-Betreiber wird perspektivisch auch die Verzahnung mit anderen sicherheitsrelevanten Technologien wie Drohnenüberwachung, IoT-Sensorik oder digitalen Zwillingen an Bedeutung gewinnen. KI-basierte mobile Videoüberwachung ist damit nicht nur eine Reaktion auf aktuelle, gesteigerte und komplexer werdende Sicherheitsbedrohungen, sondern ein zukunftssicheres Werkzeug für die Resilienzmanager kritischer Infrastrukturen.

Christine Mildenberger

Christine Mildenberger

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